Vielleicht überlegst du schon länger endlich das Thema Altersvorsorge anzupacken, weißt aber nicht so richtig wie du anfangen kannst, hast Angst etwas falsch zu machen und Geld zu verlieren. Gerade wir Frauen wollen oft alles perfekt machen und Risiken minimieren. Mit diesem Beitrag möchte ich dir ein paar einfache und schnell umsetzbare Tipps an die Hand gehen, mit denen du die ersten Schritte zum Vermögensaufbau gehen kannst und in die Umsetzung kommst.

Ausgaben

1. Überprüfe deine Ausgaben

Ein einfacher Haushaltsplan ist hierbei schon mal viel Wert. Die monatlichen Fixkosten hat man meistens ganz gut im Blick. Interessanter dagegen ist, wieviel Geld man so nebenbei ausgibt und wieviel das über einen Monat hinweg in Summe ausmacht. Hilfreich ist eine App mit der sich auch Statistiken anlegen lassen und du so einen guten Überblick erhältst. Mich haben meistens Datenschutzgründe abgehalten und ich habe lange Zeit einfach Buch geführt. Seit einiger Zeit nutze ich die kostenlose Budgetplaner App der Stiftung Deutschland im Plus (unbezahlte Werbung) und bin damit sehr zufrieden.

Egal welche Methode du wählst, erfasse erst mal alle Fixkosten wie Miete inkl. Nebenkosten, Strom, Internet, Handy, Versicherungen, ggfs. Kinderbetreuung sowie sämtliche weitere monatlich fällig werdende Kosten (z.B. Fitnessstudio, Amazon Prime, Netflix, etc.). Jährliche Kosten wie z.B. Auto-, Rechtschutzversicherung, o.ä. würde ich mit einem Zwölftel dazurechnen.

Dann führe konsequent mindestens einen Monat lang Buch über deine täglichen Ausgaben. Der morgentliche Kaffee, das Essen in der Mittagspause, Tanken, Kleidung, Supermarkteinkäufe, usw. – wirklich alles centgenau aufschreiben.

Da es immer mal wieder Monate gibt in denen die Ausgaben variieren, z.B. durch größere Anschaffungen, Urlaub, Autoreparatur, o.ä. führe ich konsequent eine Einnahmen- und Ausgabenerfassung. Dadurch erhältst du einen umfassenden Überblick und kannst zum Einen deine monatliche Sparrate ermitteln zum Anderen aber auch deine Kosten reflektieren und optimieren.

Brauchst du die vielen Abos wirklich? Auf welche kannst du verzichten? Bei welchen Versicherungen kannst du sparen? Zahlst du viel zu viel für deinen Internet- und Mobilfunkanbieter? Hier lohnt es sich meistens vor Verlängerung der Vertragslaufzeit zu kündigen um entweder zu wechseln oder einen günstigeren Anschlussvertrag auszuhandeln.

Auch im Alltag gibt es viele „Nebenbeiausgaben“ und Gelegenheitskäufe. Hinterfrage einfach bei jedem Mal ob du das wirklich brauchst. Es geht dabei gar nicht darum auf den viel zitierten „Coffee to Go“ zu verzichten sondern einfach um einen bewussten Konsum. Sobald du dir angewöhnst, kritisch deinen Konsum zu hinterfragen aber auch bewusst zu genießen, bist du bereits vom Mindset her auf dem richtigen Weg und wirst automatisch monatlich Geld sparen.

Konsumschulden

2. Baue, falls vorhanden, Konsumschulden ab

Bevor du mit dem langfristigen Vermögensaufbau und deiner Altersvorsorge startest, ist es wichtig erst mal schuldenfrei zu sein. Bedenke, dass Investments z.B. in ETFs mit einem langfristigen Anlagehorizont verbunden sind, d.h. du solltest das dort investierte Geld für viele Jahre nicht brauchen. Hast du allerdings noch Konsumschulden, ist es daher wichtig, erst mal diese abzubauen und dann mit dem Vermögensaufbau zu starten.

Teilweise empfehlen Finanzexperten sogar in der Regel auch Immobiliendarlehen erst zu tilgen und dann mit dem Vermögensaufbau zu starten. Ich persönlich habe noch Immobiliendarlehen und investiere zusätzlich über monatliche Sparpläne in meinen langfristigen Vermögensaufbau. Ich stelle hierbei allerdings sicher, dass ausreichend Liquidität für die monatlichen Raten sowie die jährlich mögliche 5% Sondertilgung vorhanden ist.

Sparziele

3. Setze dir Sparziele

Sobald du einen Überblick über deine monatlichen Ein- und Ausnahmen hast, dein Notgroschen vorhanden ist und keinerlei Konsumschulden existieren, kannst du dir im nächsten Schritt Sparziele setzen. Grob vereinfacht hilft dir die 50:30:20 Regel. 50 % deines Einkommens sollten in etwa die monatlichen Fixkosten ausmachen. Hierzu zählen u.a. Miete, Nebenkosten, Strom, Internet, Handy, Versicherungen, usw. (vgl. Absatz zu „Überprüfe deine Ausgaben“). 30% planst du für variable Kosten, wie z.B. Urlaub, Reparaturen, Kleidung, Bildung, Freizeit, usw. ein. Die restlichen 20% deines Einkommens solltest du dann in deinen langfristigen Vermögensaufbau und somit deine Altersvorsorge investieren.

Zwanzig Prozent des monatlichen Einkommens zu sparen, klingt vielleicht für den ein oder anderen erst mal ganz schön viel. Wohnst du z.B. in München zahlt der Durchschnitt schon alleine 50% seines Gehalts für Miete. Zum Vergleich: Die Faustregel für Mieten im Verhältnis zum Einkommen sind in der Regel maximal 30%. Es kann also durchaus eine Herausforderung sein, dieses Sparziel zu erreichen.

Falls es bei dir so ist, setze dir zunächst ein für dich realistisches Ziel. 10% monatlich zu investieren sind besser als gar nichts. Mittelfristig sollte eine Erhöhung der Sparrate aber ein wichtiges Ziel für dich sein. Jeden Euro den du mehr investieren kannst, bringt dich deinem Ziel näher Vermögen aufzubauen, Unabhängig zu sein und deine Rentenlücke zu schließen.

Sparschwein

4. Baue einen Notgroschen auf

Nachdem du etwaige Konsumschulden getilgt hast, geht es nun an den Aufbau eines Notgroschens. Empfehlenswert sind drei bis sechs Nettomonatsgehälter. Es kann immer sein, dass etwas Unerwartetes passiert. Das Auto muss in die Werkstatt, die Waschmaschine ist kaputt, usw. Bist du Immobilienbesitzerin sollten deine Rücklagen deutlich höher sein. So vermeidest du im Falle des Falles einen teuren Dispokredit. Lege das Geld auf einem Tagesgeldkonto zur Seite und achte darauf deinen Notgroschen immer wieder aufzufüllen.

Strategie

5. Überlege dir eine Strategie

Bevor du mit der Umsetzung loslegst, solltest du dir eine Strategie überlegen. Nachdem du deine monatliche Sparrate ermittelt hast, geht es zunächst darum zu überlegen welchen Anlagehorizont du hast, welches Risikoprofil und wie du dein Geld investieren möchtest. Informationen hierzu findest du in den Beiträgen zum Magischen Dreieck der Vermögensplanung und zum Zinseszinseffekt. Im nächsten Schritt erfolgt die Auswahl und die Zusammenstellung der Assetklassen. Hier gibt es unzählige Möglichkeiten. Je länger dein Anlagehorizont und je ausgeprägter dein Risikoprofil, bietet sich durchaus ein großer Anteil an Aktien an. Um Risiko zu reduzieren, kannst du z.B. festverzinsliche Anleihen mit sehr guter Bonität beimischen. Weitere Möglichkeiten wären die Beimischung von Rohstoffen, Immobilien oder Gold. Planst du monatlich in Form von ETFs zu investieren, hilft dir mein Beitrag zur Auswahl von ETFs weiter. In einem weiteren Beitrag werde ich dir in Anlehnung an das Weltportfolio von Gerd Kommer (unbezahlte Werbung) zeigen, wie du dir ein entsprechendes Portfolio zusammenstellen kannst. Auch zu den unterschiedlichen Assetklassen wird es noch einen Beitrag geben. (Bitte beachte, dass dies keine Anlageempfehlung ist sondern zu deiner Information dient).

Ein Tipp zu deiner Strategie: hast du dich einmal auf eine Strategie festgelegt, bleibe dabei und wechsle deine Strategie nicht zu häufig. Ein jährliches Rebalancing, in dem du die Gewichtung der einzelnen Assetklassen untereinander überprüfst und entsprechend deiner Strategie ausgleichst ist dagegen zu empfehlen. Ein ständiger Wechsel je nach Marktlaune allerdings nicht. Bedenke hier auch das viel zitierte Börsenzitat: „Hin und her, macht Taschen leer.“

Do

6. Komme in die Umsetzung

Du hast die ersten Schritte erledigt und bist bereit ins Handeln zu kommen? Super! Denn es hilft alles nichts, wenn es nur bei guten Vorsätzen bleibt. Wichtig ist die Umsetzung.

Um investieren zu können, benötigst du ein Wertpapierdepot. Tipps wie du bei der Wahl des Brokers am Besten vorgehst, gibt es bald in einem eigenen Beitrag. In erster Linie solltest du dir die Gebühren anschauen. Werden Depotgebühren verlangt? Wie hoch sind die Kosten für die Ausführung monatlicher Sparraten und bietet der Broker die ETFs als Sparplan an, in die du investieren möchtest? Online findest du auch viele Vergleichsportale bei denen du dir einen guten Überblick verschaffen kannst.

Sobald du ein Wertpapierdepot inklusive einem dazugehörigen Verrechnungskonto eröffnet hast, kannst du deinen monatlichen Sparplan einrichten. Je nach Broker ist das mit wenigen Klicks und teils auch sehr intuitiv möglich.

Notgroschen

7. Erhöhe deine Einnahmen

Um deine Sparrate zu erhöhen und langfristig Vermögen aufzubauen, ist die beste Strategie dein Einkommen zu erhöhen. Je mehr dir monatlich nach Abzug deiner Ausgaben übrig bleibt, desto mehr kannst du monatlich investieren. Im Folgenden findest du ein paar Beispiele wie du dein Einkommen erhöhen kannst:

Investiere in dein Humankapitel

In dich und deine Ausbildung zu investieren, ist für mich die wichtigste Möglichkeit überhaupt dein Einkommen zu erhöhen. Der größte Vermögenswert den wir in der Regel besitzen ist unser Humankapital. Je besser du ausgebildet bist, desto höher steigt dein Marktwert und somit dein Einkommen. Investiere also in deine Aus- und Weiterbildung.

Passives Einkommen

Eine weitere Möglichkeit ein monatliches Zusatzeinkommen zu erzielen sind passive Einkünfte. Hierzu zählen beispielsweise Mieteinnahmen, Dividenden und Zinserträge. Besitzt du Einzelaktien von Unternehmen die eine Dividende ausschütten oder ausschüttende Fonds oder ETFs, erzielst du hiermit ein passives Einkommen. Dividenden werden bei US-Aktien in der Regel quartalsweise, in Deutschland jährlich ausgeschüttet. Um beim langfristigen Vermögensaufbau allerdings vom Zinseszinseffekt zu partizipieren, sind aber ab einer gewissen Summe (ca. 50.000 Euro) thesaurierende ETFs die sinnvollere Wahl. Wenn du mehr hierzu erfahren möchtest, findest du weitere Informationen in meinen Beiträgen zum Zinseszinseffekt und der Auswahl von ETFs.

In meiner Kindheit habe ich noch von meinem Vater gelernt, dass man jährlich Zinsen erhält wenn man Anleihen kauft. Seit Beginn der Weltfinanzkrise Ende 2007 leben wir in einer Niedrigzinsphase, die sich nun ganz langsam zu wenden scheint um die aktuell hohe Inflation zu bekämpfen. Noch ist es aber so, dass es auf Anleihen praktisch keine Zinsen gibt und den Sparer:innen sogar Negativzinsen drohen. Eine Möglichkeit Zinsen zu erzielen ist z.B. über sogenannte P2P-Kredite (Peer-to-Peer-Kredite). In einem eigenen Beitrag werde ich über meine Erfahrungen hierzu berichten. Wichtig ist allerdings an dieser Stelle nochmal der Hinweis: keine Rendite ohne Risiko. Falls du dich für diese Assetklasse interessierst, solltest du dir der Risiken (Totalverlust möglich) bewusst sein.

Nebeneinkünfte

Eine weitere Möglichkeit die viele nutzen, ist der Aufbau eines zweiten Standbeins. Es gibt unzählige Möglichkeiten. Du könntest dir einen Minijob suchen oder zum Beispiel dich nebenberuflich selbstständig machen. Vielleicht hast du schon mal mit dem Gedanken gespielt, mit deinem Hobby oder auch deiner Expertise aus deinem Hauptjob auch nebenberuflich durchzustarten. Hier ist praktisch alles möglich. Im Folgenden findest du lediglich eine kleine Auswahl:

  • Du fotografierst gerne? Es gibt viele Plattformen auf denen du deine Bilder zum Verkauf anbieten kannst
  • Du kannst Webseiten programmieren? Layouts gestalten? Texte schreiben? … Super! Das sind alles Kompetenzen, die du z.B. nebenberuflich als Freelancer einsetzen kannst
  • Du bist Expertin in einem bestimmten Bereich und möchtest dein Wissen teilen? Webinare, Ebooks, Coachings, etc. sind eine weitere Möglichkeit um nebenberuflich Geld zu verdienen

Wichtig: Nebenberufliche Tätigkeiten musst du in der Regel immer deinem Arbeitgeber melden!

Eine weitere Möglichkeit für Nebeneinkünfte – wenn auch nicht für ein regelmäßiges Einkommen – ist es Sachen zu verkaufen, die du nicht mehr brauchst. Mit Ebay (Kleinanzeigen) und Vinted haben sicherlich die Meisten schon Erfahrungen als Käufer und / oder Verkäufer gesammelt.

Fazit

Ich hoffe es waren hilfreiche Tipps für dich dabei und dass du mit diesen sieben Schritten einen kleinen Leitfaden hast, um mit deinem Vermögensaufbau zu starten und in die Umsetzung zu kommen. Ich freue mich über Feedback und über deine Erfahrungen die du gesammelt hast.

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Categories: Finanzen, Tipps & Tricks|

POSTED ON

29. April 2022

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