Der entspannte Weg zum Reichtum von Susan Levermann, war eines der ersten Finanzbücher die ich gelesen habe. Inspiriert hat mich die Idee mittels eines Systems schnell und einfach eine Übersicht der relevanten Aktienkennzahlen zu erhalten um diese in die Auswahl mit einfließen zu lassen. Emotionen werden dabei völlig ausgeblendet und rein rational anhand ihrer Checkliste vorgegangen.
Dabei gelingt es Susan Levermann auf eine sehr lesefreundliche Art und Weise die wichtigsten Kennzahlen einer Bilanz anhand fiktiver Beispiele sehr einfach und verständlich zu erklären. So ist dieses Buch auch sehr gut für Anfänger geeignet.
Susan Levermann arbeitete acht Jahre lang als sehr erfolgreiche Fondsmanagerin für die DWS. Nachdem sie im Jahr 2008 den ersten Preis als Fondsmanagerin für den besten deutschen Aktienfonds über 1 und 3 Jahre erhielt, kündigte sie am nächsten Tag und arbeitet nun als Deutschland-Chefin der Non-Profit-Organisation Carbon Disclosure Project. Auf ihre Gründe für den Wechsel geht sie näher in Kapitel 3 ihres Buches zur Ethik und Moral von Börsenspekulationen ein.
Aber kommen wir nun zu ihrer durch das Buch bekannt gewordenen und nach ihr benannten Levermann-Strategie.
1. Wie funktioniert die Levermann-Strategie?
- Return on Equity (RoE) bzw. Eigenkapitalrendite
- EBIT-Marge
- Eigenkapitalquote
- KGV 5 Jahre und KGV aktuell
- Analystenmeinungen
- Reaktionen auf Quartalszahlen
- Gewinnrevisionen
- Kurs heute gegenüber Kurs vor 6 Monaten und Kurs heute gegenüber Kurs vor 1 Jahr
- Kursmomentum
- Dreimonatsreversal
- Gewinnwachstum
- Kaufempfehlung
3. Wie gut hat das Levermann-Modell in der Vergangenheit performt?
Wie funktioniert die Levermann-Strategie?
Wir alle haben schon so oft gehört, dass Emotionen an der Börse fehl am Platz sind. Dennoch sind wir alle Menschen und lassen uns von unseren Gefühlen und Vorlieben leiten. Um Emotionen auszuschalten und alle Aktien gleich zu behandeln, empfiehlt Levermann nach eienr Checkliste vorzugehen, mit relevanten Kriterien für den Aktienkauf und -verkauf.
Susan Levermann hat für die Aktienauswahl dreizehn Kennzahlen ausgewählt und mit einem Punktesystem versehen. Dabei unterscheidet sie zwischen Large Caps sowie zwischen Small & Mid Caps. Im Folgenden schauen wir uns an, wie sich die Checkliste zusammensetzt und um welche Kennzahlen es sich konkret handelt. Alle Informationen die du zur Berechnung der Kennzahlen benötigst, findest du übrigens auf den gängigen Onlineportalen wie z.B. onvista.de, finanzen.net, boerse-online.de (unbezahlte Werbung).
Return on Equity (RoE) bzw. Eigenkapitalrendite
Unter der Eigenkapitalrendite versteht man den Lohn den ein Unternehmer erzielt, unter Berücksichtigung seiner Leistung und das Risiko das er mit seinem im Unternehmen investiertem Geld eingeht. Die Eigenkapitalrendite wird in Prozent angegeben und errechnet sich wie folgt:
Eigenkapitalrendite = Jahresüberschuss / Eigenkapital * 100%
Aktien mit einem RoE im letzten Geschäftsjahr von mehr als 20% erhalten gemäß der Checkliste einen Punkt, bei einer Eigenkapitalrendite zwischen 10% und 20% gibt es null Punkte, bei weniger als 10% wird ein Punkt abgezogen.
EBIT-Marge
Die Abkürzung EBIT setzt sich aus dem Englischen Earnings before Interest and Tax zusammen, auf Deutsch Ergebnis vor Zinsen und Steuern. Häufig wird auch der Begriff operatives Vorsteuerergebnis verwendet. Das EBIT gibt somit das Betriebsergebnis (EBITDA) bereinigt um die Abschreibungen an. Bei der EBIT-Marge erkennt man schnell und einfach wieviel vom Umsatz an Ertrag im Unternehmen bleibt. Die Berechnung hierfür lautet:
EBIT-Marge = EBIT / Umsatz * 100%
Bei Aktien mit einer EBIT-Marge von mehr als 12% wird ein Punkt vergeben. Liegt die EBIT-Marge zwischen 6%-12% erhält das Unternehmen null Punkte, bei weniger als 6% wird ein Punkt abgezogen. Auch die EBIT-Marge bezieht sich auf das letzte Geschäftsjahr.
Eine Sonderregelung gibt es bei Finanzwerten. Das sind z.B. Banken, Versicherungen, Börsenanbieter und Immobilienaktien. Da bei diesen Instituten das Eigenkapital der Mindestreserveunterlegung dient und nicht für Investitionen oder zur Absicherung von Sachanlagen, gelten hier andere Werte. Es wird daher bei Finanzwerten grundsätzlich null Punkte vergeben.
Eigenkapitalquote
Bei der Eigenkapitalquote sieht man auf einen Blick das Verhältnis zwischen dem eingesetzten Eigenkapital zum Gesamtkapital im Unternehmen. Die Berechnung ist demnach:
Eigenkapitalquote = Eigenkapital / Bilanzsumme * 100%
Interessant ist in diesem Zusammenhang auch der Verschuldungsgrad. Hierfür dividiert man das Fremdkapital durch das Eigenkapital und erhält den Faktor mit dem das Eigenkapital gehebelt wurde um das Gesamtkapital darzustellen.
Laut Levermanns Modell erhalten Aktien mit einer Eigenkapitalquote im letzten Geschäftsjahr bei mehr als 25% einen Punkt, bei 15%-25% null Punkte und bei weniger als 15% einen Punkt Abzug.
KGV 5 Jahre und KGV aktuell
Bei beiden Kennzahlen erfolgt die Einordnung bei der Punktevergabe identisch, daher sind hier beide Kennzahlen zusammengefasst.
KGV
Unter dem KGV versteht man das Kurs-Gewinn-Verhältnis und wie der Name bereits verrät, berechnet man entsprechend das KGV:
KGV = aktueller Kurs / Gewinn pro Aktie (EPS = Earnings per Share)
Was sagt das KGV nun aus? Nehmen wir – wie im Buch als Beispiel gewählt – einen KGV von 8. Dieser Wert sagt aus, dass ich bei gleichbleibendem Gewinn nach acht Jahren mein Einsatzkapital durch das Investment in diese Aktie wieder erzielt – also verdoppelt – hätte.
Aktuell (Oktober 2022) liegt das KGV des DAX bei ca. 12. Das ist im Vergleich ein sehr niedriger Wert. Noch vor einem Jahr lagen die Spitzenwerte zwischenzeitlich zwischen 25 und 30 (Quelle: boerse.de).
Welche Werte sind laut Levermann ein guter Wert? Nach ihrer Checkliste erhalten Aktien mit einem KGV von weniger als 12 einen Punkt, bei Werten zwischen 12 und 16 null Punkte und bei mehr als 16 wird ein Punkt abgezogen. Die Punkteskala bei dem durchschnittlichen KGV 5 Jahre ist identisch.
KGV 5 Jahre
Das KGV 5 Jahre berechnest du wie folgt. Zunächst benötigst du den EPS von fünf Geschäftsjahren, zum einen die letzten drei abgeschlossenen Geschäftsjahre sowie die erwarteten Werte für das aktuelle und nächste Geschäftsjahr:
Mittelwert EPS 5 Jahre = (EPS 2019 + EPS 2020 + EPS 2021 + EPS 2022e + EPS 2023e) / 5
Anschließend dividierst du den aktuellen Aktienkurs durch den Mittelwert und erhältst das KGV der 5 Jahre.
Bei diesen beiden Kennziffern (KGV und KGV 5 Jahre) gibt es eine Ausnahme zu beachten. Macht ein Unternehmen Verluste und weist damit ein negatives KGV des aktuellen Jahres oder auch des Durchschnitts der letzten fünf Jahre auf, erhält es einen Minuspunkt. Auch wenn wir keine Angaben hierzu finden. Manchmal liest man z.B. „n.a.“. Dies ist ebenfalls ein Hinweis für fehlerhafte oder negative KGVs. Entsprechende Unternehmen erhalten auch hier einen Minuspunkt.
Aus dem KGV lässt sich übrigens sehr einfach die Rendite ausrechnen, die ein Aktionär aus den Gewinnen erwarten kann. Nehmen wir das durchschnittliche KGV des DAX, so kann eine Rendite aus den Unternehmensgewinnen in Höhe von 100% / 12 = 8,33% erzielt werden.
Konkret bedeutet das, dass bei ähnlichen Gewinnen der Unternehmen und ähnlichen Marktbewertungen mit einer jährlichen Kurssteigerung von 8.3% gerechnet werden kann. Wir alle wissen, dass dies bei den vielen Krisen die wir momentan haben, unsicheren zukünftigen Gewinnen und hohe Schwankungen bei den Aktienkursen so natürlich nicht prognostizierbar ist.
Analystenmeinungen
In jedem Finanzportal oder auch Finanzzeitschrift finden wir zahlreiche Analystenmeinungen. Interessant ist nun die Auffassung von Susan Levermann sich genau gegensätzlich zu verhalten.
Beim Punktesystem bezieht sich die Autorin auf das Finanzportal von Yahoo. Hier hat sich seit Erscheinen des Buches die Rubrik der Analystenmeinungen etwas verändert. Die Noten 1 und 2 entsprechen einer Kaufempfehlung, Note 3 bedeutet Halten, die Noten 4 und 5 wären eine Verkaufsempfehlung. Aktien mit Analystenmeinungen von 3,5-5,0 (Verkaufen) erhalten einen Punkt, Aktien mit Bewertungen von 2,51-3,49 (Halten) null Punkte und bei Bewertungen von 1,0-2,5 (Kaufen) gibt es einen Punkt Abzug.
Warum empfiehlt sie sich hier gegensätzlich zur Analystenmeinung zu verhalten?
„Die Zukunft vorherzusagen ist unmöglich – und unnötig“ lautet die Überschrift eines Kapitels des Buches. Susan Levermann empfiehlt anstatt der Fundamentalanalyse die quantitative Methode bei der systematisch und möglichst emotionsfrei selektiert wird. Der quantitative Investor ist ihrer Meinung nach ein sogenannter Kontrainvestor, also jemand der gegenteilig zur Marktmehrheit denkt und kauft.
Eine Ausnahme stellen hier die Small Caps dar. Gibt es zu einer kleinen Aktie weniger als fünf Analystenmeinungen, hat sich in der Vergangenheit herausgestellt, dass die Analysten in diesem Fall eher recht haben. Bei Small Caps gibt es in der Checkliste daher einen Punkt wenn nicht mehr als fünf Analysten die Empfehlung „Kaufen“ erteilen. Einen Punkt Abzug gibt es bei der Empfehlung „Verkaufen“. Bei mehr als fünf Analystenmeinungen gilt wieder die Kontraindikation.
Reaktionen auf Quartalszahlen
Für die Ermittlung dieser Kennzahl ist ein bisschen Recherchearbeit erforderlich. Zunächst benötigst du das Datum der Veröffentlichung der letzten Quartalszahlen. Für dieses Datum suchst du dir bei einem Finanzportal den entsprechenden Schlusskurs raus und errechnest die prozentuale Veränderung zum Vortagesschlusskurs. Das gleiche musst du nun mit dem Vergleichsindex machen. Handelt es sich bei der von dir ausgewählten Aktie um eine DAX-Aktie, ist der DAX dein Vergleichsindex. Steigt deine Aktie beispielsweise um 3,3%, während der DAX am gleichen Tag einen Verlust von -1,2% macht, hat deine Aktie eine relative Reaktion auf die Quartalszahlen von +4,5%.
Gemäß der Checkliste erhalten Aktien mit einer positiven Reaktion auf die Quartalszahlen einen Punkt, bei einer Reaktion von -1% bis +1% null Punkte und bei einer negativen Reaktion gibt es einen Punkt Abzug.
Gewinnrevisionen
Hierfür schauen wir uns die EPS-Schätzungen der Analysten für das laufende und das kommende Geschäftsjahr an und vergleichen es mit den Prognosen vier Wochen später. Wird die Gewinnerwartung für das aktuelle oder das kommende Geschäftsjahr um mehr als 5% nach oben korrigiert, erhält die Aktie einen Punkt. Liegt die Änderung der prognostizierten Gewinne zwischen -5% und 5% werden null Punkte vergeben, bei einer Verringerung der Gewinnschätzung um mehr als 5% wird ein Punkt abgezogen.
Kurs heute gegenüber Kurs vor 6 Monaten und Kurs heute gegenüber Kurs vor 1 Jahr
Die nächsten beiden Kennziffern werden wieder zusammengefasst, da die Bewertungsskala hier gleich ist und die Kennzahlen bis auf den betrachteten Zeitraum identisch sind.
Zur Ermittlung hilft uns ein Blick auf die Charts mit entsprechender Auswahl des Zeitraums (6 Monate bzw. 1 Jahr). Ist der Kurs um mehr als 5% gestiegen, gibt es einen Punkt, bei einem fallenden Kurs von mehr als 5% einen Punkt Abzug, bei Werten dazwischen null Punkte.
Kursmomentum
Ziel ist es hier eine Trendumkehr festzustellen. Hierfür vergleichst du die Kursveränderung der letzten 6 Monate mit der Kursveränderung der letzten 12 Monate.
Für die Bewertung benötigst du die Ergebnisse der letzten beiden Kennziffern (Kurs heute gegenüber Kurs vor 6 Monaten sowie Kurs heute gegenüber Kurs vor 1 Jahr)
Einen Punkt erhält die Aktie, wenn:
Kurs vor 6 Monaten gegenüber Kurs heute einen Punkt erhalten hat und Kurs heute gegenüber Kurs vor 1 Jahr null Punkte bzw. -1 Punkt erhalten hat.
Einen Punkt Abzug gibt es, wenn:
Kurs vor 6 Monaten gegenüber Kurs heute -1 Punkt erhalten hat und Kurs heute gegenüber Kurs vor 1 Jahr -1 Punkt bzw. null Punkte erzielt hat.
Null Punkte vergibst du in allen anderen Fällen.
Dreimonatsreversal
Diese Kennzahl ist nur für Large Caps interessant. Bei Small & Mid Caps vergibst du hier automatisch null Punkte, bzw. lässt diese Kennzahl einfach weg. Zur Ermittlung dieser Kennzahl vergleichst du ob deine ausgewählte Aktie in jedem der vergangenen drei Kalendermonate schlechter war als der entsprechende Vergleichsindex. Betrachtet werden dabei die Schlusskurse. Vergleichst du z.B. die aktuell letzten drei Kalendermonate wären das die Monate Juli, August und September. Der Monat Oktober läuft aktuell noch. Schlusskurs bedeutet in diesem Fall der 30. Juni, 31. Juli und 31. August. Fällt ein Tag auf ein Wochenende, nimmst du den entsprechend letzten Handelstag vor dem Termin.
Nun berechnest du die Performance der Aktien pro Monat. Das gleiche machst du für den Vergleichsindex.
Für die Bewertung betrachtest du den Vergleich der Performance deiner ausgewählten Aktie zum Referenzindex:
1 Punkt gibt es, wenn die Performance in jedem Monat schlechter war als der Vergleichsindex.
-1 Punkt vergibst du, wenn die Performance in jedem Monat besser war als der Vergleichsindex.
In allen anderen Fällen gibt es Null Punkte.
Du fragst dich vermutlich nun warum das ein Kontraindikator ist? Laut Susan Levermann führt dieser Umkehrfaktor bei großen Aktien oft zu Überrenditen. Sie erklärt, diese Reversal-Strategie damit, dass am Monatsende bei Fondmanagern oft ein gewisser Druck gegenüber Vorgesetzen und Kunden entsteht, im Reporting (insbesondere am Quartalsende) die besten Aktien noch schnell zu kaufen und die schlechtesten Aktien abzuwerfen. Nach dem Monatsende relativiert sich dies wieder und daher laufen die schlechtesten Aktien nun besser als die besten Aktien. Die künstlich entstandene Performancedifferenz wird wieder auszugleichen.
Zugegebenermaßen ist die Berechnung dieser Kennzahl mit sehr viel Aufwand verbunden.
Gewinnwachstum
Kommen wir nun zur dreizehnten und letzten Kennziffer des Levermann-Modells. Es handelt sich um das Gewinnwachstum des Unternehmens.
Diese Kennzahl ist dafür wieder ganz einfach zu ermitteln. Du schaust dir in dem Finanzportal deiner Wahl für deine ausgewählte Aktie die Gewinnschätzung des aktuellen Geschäftsjahres (EPS AJ) an und vergleichst es mit dem geschätzten EPS für das nächste Geschäftsjahr (EPS NJ).
Die Bewertung funktioniert folgendermaßen: Einen Punkt erhält deine Aktie bei EPS AJ < EPS NJ, Null Punkte bei Werten die zwischen -5% und 5% liegen und einen Punkt Abzug bei EPS AJ > EPS NJ.
Kaufempfehlung
So geschafft! Du hast alle Punkte abgearbeitet und erhältst jetzt für deine ausgewählte Aktie eine Gesamtsumme. Ab welchen Werten soll man jetzt kaufen?
Hier empfiehlt Levermann bei Large Caps einen Kauf ab 4 Punkten, bei Small & Mid Caps sollten es mindestens 7 Punkte sein.
Levermann-Light
Dir brummt der Kopf vor lauter Kennzahlen und du möchtest dir nicht soviel Arbeit machen? Ich kann das verstehen und habe mir – wie auch die Autorin empfiehlt – im Laufe der Zeit meine eigene Checkliste zusammengestellt. Für alle denen die oben genannten Kennzahlen zu umfangreich sind, hat Levermann eine Art Abkürzung in ihrem Buch vorgestellt, das „Levermann-Light“ Modell mit den aus ihrer Sicht fünf wichtigsten Kriterien:
1 Punkt, wenn | 0 Punkte, wenn | -1 Punkt, wenn | ||
---|---|---|---|---|
1 | RoE LJ | >20% | zwischen 10% und 20% | <10% |
2 | EBIT-Marge | >12% | zwischen 6% und 12% oder Finanzwert | <6% |
3 | KGV 5 Jahre | <12 | zwischen 12 und 16 | >16 |
4 | Reaktion auf Quartalszahlen | positiv | zwischen -1% und +1% | negativ |
5 | Kurs heute gg. Kurs vor 6 Monaten | steigend | zwischen -5% und +5% | fallend |
Kaufempfehlung ab 3 Punkten, Small Caps ab 4 Punkten
Wie gut hat das Levermann-Modell in der Vergangenheit performt?
Seit der Veröffentlichung des Buches im Jahre 2011 hat die Methode unzählige Fans gefunden und Investoren begeistert. Susan Levermann ist es gelungen eine klare und vergleichsweise einfache Checkliste zu erstellen, mit Kriterien die in der Vergangenheit zu Überrenditen geführt haben. Emotionen werden dabei ganz bewusst außen vorgelassen und rein faktenbasiert vorgegangen.
Wie hat sich nun das Modell in den letzten 11 Jahren nun im Vergleich zu Referenzindizes entwickelt? Tatsächlich ist das gar nicht so einfach zu beantworten. Es gibt etliche Investoren, die einige Punkte der Checkliste übernommen und individuell angepasst haben. Interessant finde ich das Experiment von Petra Wolff, die ausführlich auf ihrem Blog dazu berichtet. Sie hat sich fünf Jahre lang ganz stur an die Methode gehalten und sogar ein Excel Tool programmiert, das sie auf ihrer Webseite für den privaten Gebrauch zum Download anbietet (unbezahlte Werbung – keine Haftung für externe Links und Dateien, s. hierzu auch mein Haftungsausschluss). Nun sind fünf Jahre ein viel zu kurzer Zeithorizont um zu einem abschließenden Ergebnis zu kommen. Immerhin hat das Depot in dem Zeitraum aber auch eine lange Aufwärtsphase sowie einen Crash (Corona) mitgemacht. Im Vergleich erholte sich ihr Referenzdepot (ETFs auf die Indizes MSCI World und MSCI EMU Small Cap) nach dem Crash deutlich schneller und schnitt am Ende des Experiments 2020 besser ab. Während der langen Aufwärtsphase hatte das Levermann-Depot die Nase vorn.
Wichtig ist an dieser Stelle der Hinweis, dass wenn es wirklich ein System gäbe, das kontinuierlich zu Überrenditen führen würde, es alle machen würden. Die Markttransparenz würde den Arbitrageeffekt zunichtemachen.
Auch hat Gerd Kommer in seinem Buch „Souverän investieren mit Indexfonds und ETFs“ (unbezahlte Werbung) wissenschaftlich dokumentiert, dass die selektive Auswahl von Einzelaktien in der Regel nicht den Markt schlägt.
Bitte beachte ebenfalls, dass dieser Text keine Anlageempfehlung darstellt sondern rein zu Informationszwecken geschrieben wurde.
Fazit
Sehr gut gefallen hat mir an dem Buch wie einfach und nachvollziehbar zu den einzelnen Kennzahlen und der Checkliste hingeführt wird. Mit einem plakativen Beispiel zweier Geschwister in der Schweiz, die sich mit ihrer Geschäftsidee selbstständig machen, erhält man – auch als völliger Anfänger – das Handwerkszeug um Bilanzen und Gewinn- und Verlustrechnungen zu lesen und die wichtigsten Kennziffern zu verstehen.
Auch der dritte Teil, in dem die Autorin über Ethik und Moral von Börsenspekulationen schreibt, fand ich lesenswert.
Die eigentliche Strategie an sich sehe ich durchwachsen. Gut gefällt mir, sich mit einzelnen Kennzahlen vor dem Kauf einer Aktie auseinanderzusetzen und sich somit eigenverantwortlich und intensiv mit einem Unternehmen zu beschäftigen und nicht einfach blind drauf los zu kaufen, weil eine Aktie gerade gehypt wird.
Den Titel „Der entspannte Weg zum Reichtum“ finde ich persönlich unglücklich gewählt. Wenn man wirklich konsequent nach der Strategie handelt, ist das alles andere als entspannt. Ca. alle zwei Wochen müsste man sämtliche Aktien im Depot überprüfen und ggfs. wieder verkaufen und neue kaufen die den benötigten Punktestand erreichen. Mal abgesehen von den hohen Transaktionskosten die dadurch entstehen, ist damit ein hoher zeitlicher Aufwand verbunden und es erfordert enorm viel Disziplin sich von Aktien mit Verlusten nach kurzer Zeit zu trennen und sich neue Aktien ins Depot zu holen ohne zu wissen ob man sie in zwei Wochen wieder abstoßen wird.
Wirklich entspannt finde ich diesen Weg um ehrlich zu sein nicht. Und ob man damit wirklich Überrenditen erzielt ist wissenschaftlich nicht belegt. Dennoch ist das Buch sehr gut geeignet sich mit den wichtigsten Kennzahlen einer Unternehmensbilanz vertraut zu machen, diese auf einfache Weise vermittelt zu bekommen und um sich mit dem Thema Aktienauswahl näher zu beschäftigen.
*Übrigens mache ich (noch) kein Affiliate Marketing. Ich verdiene also nichts daran, wenn du ein Buch über den Link bestellst. Ich habe mich bewusst für einen Anbieter entschieden, der lokale Buchhändler unterstützt. Du kannst es natürlich auch so wie ich machen und direkt bei deinem Buchhändler um die Ecke deine Lieblingsbücher bestellen :-).
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POSTED ON
20. Oktober 2022
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