Die Inflationsrate für den Monat Mai lag in der Eurozone bei 8,1% (Quelle: handelsblatt.com). Damit ist die Inflation so hoch wie seit fünfzig Jahren nicht mehr. Die EZB ist damit in einer Zwickmühle. Einerseits muss dringend die Inflation bekämpft werden, andererseits ist es wichtig die Wirtschaft – gerade nach den harten Jahren des Lockdowns – wieder hochfahren zu lassen. Werden die Zinsen erhöht um die Inflation einzudämmen, wird die Wirtschaft gedrosselt. Gleichzeitig wären höhere Zinsen insbesondere für hochverschuldete europäische Staaten eine Bedrohung. Bleibt es bei der Niedrigzinspolitik droht eine weitere Steigerung der Inflation. Näheres erfährst du in meinem Beitrag über Inflation. Langsam und noch sehr vorsichtig läutet die EZB nun die Zinswende an und erhöht den Zins im Juni um 0,25%.

In diesem Beitrag schauen wir uns verschiedene Möglichkeiten an, wie du dein Vermögen in Zeiten einer hohen Inflation schützen kannst.

Sachwerte als Chance für langfristigen Wertzuwachs

Immobilien

Schild zum Thema Immobilien mit Katze und Welcome-Schriftzug

Bei hoher Inflation werden Sachwerte attraktiver. Während Bargeld entsprechend der Inflationsrate an Wert verliert, behalten Sachwerte auch bei steigenden Preisen ihren Wert. Nachgefragte Sachwerte sind zum Beispiel Immobilien. Je nach geografischer Lage sind Immobilien sehr wertstabil oder erzielen sogar Wertsteigerungen. Durch Mieteinnahmen erwirtschaften sie zusätzich eine Rendite.

Immobilien sind allerdings insbesondere in Ballungsgebieten mittlerweile so teuer geworden, dass sie für viele Privatpersonen kaum bezahlbar sind. Steigen zudem wie aktuell die Zinsen, wird auch die Finanzierung entsprechend teurer. Zu berücksichtigen sind hierbei auch die Nebenkosten des Immobilienerwerbes (u.a. Grunderwerbssteuer, Notarkosten, ggfs. Maklergebühren) und die Einkommensteuer auf die Mieteinnahmen.

Ein wichtiger Punkt ist auch die Nutzung der Immobilie. Als Kapitalanlage erhältst du durch die Mieteinnahmen eine Rendite. Instandhaltunskosten kannst du steuerlich geltend machen. Eine selbstgenutzte Immobilie dagegen bringt dir keine monatlichen Einnahmen. Um nötige Instandhaltungen bezahlen zu können, musst du bei einer selbstgenutzten Immobilie auch entsprechend hohe Bargeldreserven bereit halten. Eine kaputte Heizung kann schnell einen fünfstelligen Betrag ausmachen.

Durch die sehr hohen Preise stellen Immobilien oft ein Klumpenrisiko dar. Um Risiko zu minimieren und dein Vermögen langfristig zu schützen ist daher Diversifikation ein ganz wichtiger Baustein. Eine Investition in Immobilien sollte daher in der Regel erst bei einer bereits gut aufgestellten Geldanlage und nach gründlicher Abwägung durchgeführt werden.

Eine Alternative ist die Investition in offene Immobilienfonds.

Rohstoffe

Goldbarren

Hohe Rohölpreise traten bereits in der Vergangenheit in Zeiten hoher Inflation auf und sind oft auch mit die Ursache für die Inflation. Aktuell ist die Preissteigerung durch die Saktionen gegen Russland begründet und die dadurch entstehende Rohölknappheit. Unter Rohstoffen fallen neben Energie auch Edelmetalle sowie Agrar- und Viehrohstoffe. Eine Investition in Rohstoffe ist z.B. über Aktien aus der Öl-Branche möglich, über Rohstoff-ETFs oder über eine Investition in Gold als Inflationsschutz.

Aktien

Frau mit Laptop

Zu den Sachwerten zählen aber auch Aktien. Diese gehören zum Sondervermögen und sind im Grunde nichts anderes als Unternehmensanteile. Der Grund warum Aktien bei hoher Inflation oft im Wert sinken, liegt nicht an der Inflation sondern an den Gegenmaßnahmen um die Inflation zu bekämpfen. Bei steigenden Zinsen werden andere Anlageformen, wie zum Beispiel festverzinsliche Wertpapiere attraktiver und Geld wird umgeschichtet. Ein weiterer Grund ist, dass Unternehmen sich nicht mehr so billig Geld leihen können und das Wachstum dadurch gebremst wird.

Aus diesem Grund gehen insbesondere die Werte von Wachstumsaktien (Growth-Aktien) bei Inflation zurück und unterbewertete Aktien mit etabliertem Geschäftsmodell (Value-Aktien) werden für die Anlage interessanter. Diese Aktien ausfindig zu machen, ist allerdings gar nicht so einfach. Man muss hierfür mittels einer Fundamentalanalyse den inneren Wert einer Aktie herausfinden und in Relation zum bewerteten Kurs setzen.

Auch Dividendenaktien mit einer hohen Dividendenrendite sind ein möglichker Inflationsschutz. In der Vergangenheit, z.B. während der Stagflation in den 1970ier Jahren oder Anfang 2000 (Platzen der Dotcom-Blase), haben sie besser performt als z.B. der S+P 500.

Wichtig ist jedoch an dieser Stelle der Hinweis, dass langfristig betrachtet (>30 Jahre) ein weltweit diversifizierter ETF (z.B. auf den MSCI ACWI) in der Regel besser abschneidet als der Versuch den Markt durch die Auswahl an Einzelaktien zu schlagen. Weitere Informationen hierzu findest du in meinem Beitrag zur Auswahl von ETFs.

Historisch betrachtet hat sich der Aktienbesitz als Inflationsschutz ausbezahlt. Auch wenn die Kurse während der Inflation kurzfristig sinken können, haben sich Aktien im Schnitt langfristig deutlich besser entwickelt als die Inflation.

Diversifikation

Viele bunte Regenschirme

Ein allgemeingültiger Ratschlag, der unabhängig von Inflation eigentlich immer gilt, lautet: Diversifizieren. Durch eine breite Streuung über mehrere Branchen und Regionen hinweg, minimierst du dein Risiko und partizipierst gleichzeitig an der durchschnittlichen Rendite. Investierst du z.B. in den MSCI World solltest du dir der starken Gewichtung von fast 70% US-amerikanischer Anteile bewusst sein. Hier könnte z.B. ein Index mit Fokus auf europäische Aktien für einen Ausgleich sorgen. Insbesondere in Zeiten hoher Inflation ist eine Diversifikation sinnvoll, da die Märkte unterschiedlich stark auf Zinserhöhungen reagieren.

Bargeldreserve

Geldscheine

Um für Notfälle gewappnet zu sein, solltest du unabhänig von der wirtschaftlichen Lage immer einen Notgroschen parat haben. Die Höhe beträgt idealerweise mindestens 3 (ich empfehle 6) Monatsgehälter, die du getrennt von deinem Girokonto auf einem Tagesgeldkonto parkst. Darüber hinaus kann es aber auch in Zeiten von Inflation durchaus sinnvoll sein, eine Bargeldreserve zu halten. Das scheint jetzt erst mal widersprüchlich zu sein. Schließlich entwertet die Inflation das Bargeld und dies aktuell mit etwa 8%. Bei Bargeld gibt es allerdings auch keine Kursverluste. Bei steigenden Zinsen werden oft Anlehen interessanter. Hierbei solltest du beachten, dass insbesondere bei hoher Inflation Anleihen durch steigende Renditen Kursverluste drohen. In diesem Fall ist es empfehlenswert die Anleihen nicht vorzeitig zu verkaufen sondern bis zum Schluß zu halten um 100% zurückzubekommen. Ein weiterer Vorteil von Bargeld ist, dass man bei Kursverlusten an den Aktienmärkten günstig nachkaufen kann. Bricht der Markt beispielsweise um 20% ein, ist es von Vorteil Bargeldreserven zu haben und nicht vollständig investiert zu sein.

Bitte beachte auch meinen Haftungsausschluss. Dies ist keine Anlageempfehlung sondern dient lediglich deiner Information.

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Categories: Finanzen|

POSTED ON

9. Juni 2022

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