Im Grunde gut von Rutger Bregman ist ein wunderbares Buch für die aktuelle Zeit in der wir gerade leben und für triste, graue Novembertage.

Inhalt

Mit seinem Bestseller „Im Grunde gut. Eine neue Geschichte der Menschheit“ geht der junge niederländische Autor Rutger Bregman auf das Wesen der Menschen ein. Warum sind wir so wie wir sind? Zentrale Fragestellung in dem Buch ist: Wer hatte recht? Sind wir – wie von Thomas Hobbes in seinem Werk „Leviathan“ beschrieben – in einem Naturzustand ohne Staat, Regeln und Gesetzen von Gewalt und Anarchie geprägt? Oder liegt die Wahrheit vielmehr bei Jean-Jacques Rousseau, nach dessen Ansicht die Menschen im Naturzustand frei, gut und friedlich sind und erst die Gesellschaft durch privaten Besitz zu Unruhen und Missständen geführt hat.

Der Autor taucht dabei tief in die Geschichte der Menschheit ein. Von der Entwicklung der Menschheit über psychologische Experimente, Literatur, Mordfälle und Kriege geht er in all seinen aufgeführten Beispielen in die Tiefe und widerlegt oft für jahrzehtelang geglaubte Erkenntnisse.

Besonders berührt hat mich gleich zu Beginn von „Im Grunde gut“ die wahre Geschichte über den echten Herren der Fliegen. Nach den ersten fünfzig Seiten des Buches hatte ich bereits mehrmals Gänsehaut und Tränen in den Augen. Es folgten noch viele weitere eindrucksvolle Beispiele. Der Autor geht so z.B. auch auf das in der Psychologie sehr bekannte „Standford-Prison-Experiment“ ein, den berühmten Mordfall in den USA von „Kitty Genovese“, Sklaverei und den zweiten Weltkrieg.

Erzählstil

Der Erzählstil des Autors hat mir ebenfalls sehr gut gefallen. Zunächst schildert er die allseits bekannte und medial kommunizierte Version. Im Anschluss geht er wie ein Detektiv vor und legt Schicht für Schicht frei um so der Wahrheit möglichst nahe zu kommen. Dabei scheut Rutger Bregman – so erweckt er zumindest den Eindruck – keine Mühen. Er reist um die Welt um noch lebende Zeitzeugen zu interviewen, recherchiert akribisch in Archiven und studiert Originaldokumente.

Bregman geht dabei auch darauf ein, warum es immer wieder in der Menschheitsgeschichte zu Kriegen kommt, wie Macht korrumpiert und wie Menschen beeinflusst werden. Gleichzeitig zeigt er Lösungsvorschläge wie wir es besser machen können. Wie uns Nähe und Kontakt gut tun um Vorurteile abzubauen. Auch innovative Konzepte von Schulen oder Gefängnissen, die es sehr erfolgreich anders machen als es dem Standard entspricht, werden thematisiert.

Zusammenfassend gibt der Autor am Ende des Buches zehn Lebensregeln:

1. Geh im Zweifelsfall vom Guten aus

Natürlich weiß man oft im Voraus nicht, ob man dem anderen vertrauen kann. Ist man allerdings zu misstrauisch, wird man nie erfahren, ob das Misstrauen wirklich berechtigt war. Realistischer ist es, vom Guten auszugehen, mit einzukalkulieren, dass man das ein oder andere mal auch betrogen wird aber sich dafür über die vielen Male zu freuen, bei denen man gute Erfahrungen sammelt.

2. Denke in Win-Win-Szenarien

Bei den besten Deals gewinnen alle. Lerne zu verzeihen. Vergeben befreit von Neid und Hass.

3. Verbessere die Welt, stelle eine Frage

Wir können uns nicht immer in andere einfühlen und nachempfinden was sie wollen, denken und empfinden. Deshalb nachfragen!

4. Zügle deine Empathie, trainiere dein Mitgefühl

Empathie kann oft auslaugend und kräftezeerend sein. Damit helfen wir niemanden. Mitgefühl dagegen verleiht Energie, befähigt das Leid des anderen zu erkennen, aktiv zu werden und gleichzeitig emotional die Distanz zu wahren. Gut erklärt es der Autor an folgendem Beispiel: hat ein Kind Angst im Dunkeln, ist dem Kind nicht geholfen, wenn die Eltern sich so intensiv in das Kind einfühlen und ebenfalls furchterflößt in der Ecke sitzen und weinen (Empathie). Stattdessen trösten sie und helfen dem Kind die Angst zu überwinden (Mitgefühl).

5. Versuche, den anderen zu verstehen, auch wenn du kein Verständnis aufbringen kannst

Das ist ein wichtiger Unterschied. Jemanden zu verstehen, heißt nicht automatisch Verständnis für denjenigen und sein Handeln aufzubringen. Es geht eher um das Verstehen auf einer rationalen Ebene.

6. Liebe deinen Nächsten, so wie auch andere ihre Nächsten lieben

Menschen die uns ähneln, z.B. durch Äußerlichkeiten, Sprache, Nationalität oder anderen Gruppenzugehörigkeiten stehen uns oft näher. Deren Schiksale gehen uns oft näher. Wichtig ist uns hierbei darüber klar zu werden, dass alle Menschen Angehörige haben, die sie lieben und von denen sie geliebt werden.

7. Meide die Nachrichten

Nachrichten, so schreibt es der Autor, schaffen Distanz und geben ein verzerrtes Bild der Wirklichkeit. Es werden Ausnahmen gezeigt und es wird generalisierend über Gruppen berichtet. Das gilt in besonderem Maße auch für die sozialen Medien, die durch Algorithmen den „negativity bias“ zusätzlich verstärken.

8. Prügle Dich nicht mit Nazis (oder: Strecke deinem größten Feind die Hand hin)

Hierzu schildert er, wie es z.B. in Kolumbien gelang Guerillakämpfer oder in Deutschland Nazis durch eine ausgestreckte Hand anstatt Bekämpfung zum Austritt zu bewegen.

9. Oute dich, schäme dich nicht für das Gute

Großzügigkeit und Freundlichkeit sind ansteckend und übertragen sich auf andere.

10. Sei realistisch

Zur letzten Lebensregel folgt ein Zitat des Autors: „Seien Sie realistisch. Outen Sie sich. Folgen Sie Ihrer Natur und schenken Sie Vertrauen. Schämen Sie sich nicht für Ihre Großzügigkeit und tun Sie das Gute bei hellem Tageslicht.“

Fazit

Für alle die sich in der aktuellen Zeit der vielen Krisen ein bisschen Optimismus und einen positiven Blick auf die Menschheit wünschen, kann ich „Im Grunde gut“ sehr empfehlen. Den Buchtipp habe ich selbst übrigens über den Instagramkanal @verenasbookclub (unbezahlte Werbung) erhalten. Bist du auf der Suche nach inspirierenden Sachbüchern, kann ich auch diesen Kanal empfehlen.

Wie bei jedem Lesen eines Buches sind die Erfahrungen und Learnings sehr subjektiv und bei jedem ganz unterschiedlich. Ab und an habe ich ein Buch ein paar Jahre später nochmal gelesen und war überrascht, dass ich den gleichen Text völlig anders wahrgenommen habe. Ich bin also gespannt, wie Dir das Buch „Im Grunde gut“ gefällt und welche Erkenntnisse du aus der Lektüre mitnimmst. Schreib mir gerne oder kommentiere auf Instagram (@her_finance_de).

*Übrigens mache ich (noch) kein Affiliate Marketing. Ich verdiene also nichts daran, wenn du ein Buch über den Link bestellst. Ich habe mich bewusst für einen Anbieter entschieden, der lokale Buchhändler unterstützt. Du kannst es natürlich auch so wie ich machen und direkt bei deinem Buchhändler um die Ecke deine Lieblingsbücher bestellen :-).

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Categories: Bücher|

POSTED ON

2. November 2022

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