Als zweifache Mama mit Begeisterung für Finanzthemen habe ich mir schon früh Gedanken gemacht, wie ich für meine Kinder Geld investieren kann. Noch sind meine Kinder mit 3,5 Jahren und 9 Wochen :-) zu klein um ihnen den Umgang mit Geld beizubringen. Ich freue mich aber schon auf die Zeit mit ihnen Bilanzen zu lesen, über Geschäftsmodelle zu sprechen, ihnen zu erklären wie ETFs funktionieren und welche Möglichkeiten es gibt, Geld zu investieren und sich langfristig ein Vermögen aufzubauen. Bis es soweit ist, möchte ich aber die Zeit und somit auch Effekte wie den Zinseszins nutzen und für meine Kinder investieren. Warum ich das für sinnvoll halte, welche Möglichkeiten es gibt, was es steuerlich zu beachten gibt und was du dafür brauchst, erfährst du in diesem Beitrag.
Warum für Kinder investieren?
Wenn ich mich alleine auf meine Schulbildung verlassen hätte, wüsste ich heute so gut wie gar nichts über Finanzen. Vielleicht geht es dir ähnlich. Noch immer spielt eine große Rolle wie im eigenen Elternhaus mit Geld umgegangen wurde. Bereits in der Kindheit werden Glaubenssätze gebildet die oft ein Leben lang anhalten. War Geld knapp und negativ behaftet, bilden wir oft unbewusst negative Glaubenssätze. Auch Märchen, in denen die Armen oft die guten Charaktere sind, während Reichtum meist als negativ und gierig dargestellt wird, prägen bereits Kinder. Es fällt dann später umso schwerer entspannt mit Geld umzugehen, zu sparen und Geld als positiv wahrzunehmen, das uns ein Leben ohne finanzielle Sorgen ermöglicht. Wichtig ist daher also schon früh das richtige Mindset zu entwickeln. Wenn du bereits früh anfängst für deine Kinder zu investieren, legst du dabei den Grundstein. Wenn deine Kinder älter werden, kannst du sie spielerisch damit einbeziehen und ihnen den richtigen Umgang mit Geld vermitteln. Hierzu wird es noch einen eigenen Beitrag geben.
Ein weiterer Grund ist der Faktor Zeit. Je früher du mit dem Investieren beginnst, desto besser kann der Zinseszinseffekt für dich arbeiten. Zu meiner Zeit wurde das Geld einfach auf ein Sparbuch eingezahlt. Damals gab es noch vergleichsweise hohe Zinsen. Auch wenn jetzt die Zinsen wieder etwas gestiegen sind, bleibt unter Berücksichtigung der Inflation immer noch eine negative Rendite. Eine langfristige Investition am Aktienmarkt bietet aktuell immer noch die besten Renditechancen. Bewährt haben sich in der Vergangenheit Investitionen in einen weltweit breit diversifizierten ETF. Wir werden hierzu noch genauer eingehen. Was hierbei über die Jahre an Wertzuwachs möglich ist, ist wirklich beachtlich. Sieh dir gerne den Beitrag über den Zinseszinseffekt an. Hier findest du Beispiele, wie sich der Effekt über die Jahre hinweg wirklich eindrucksvoll zeigt. Nicht umsonst bezeichnete Albert Einstein den Zinseszinseffekt als achtes Weltwunder.
Wie du am besten startest
Noch bevor du mit dem Investieren loslegen kannst, empfehle ich die Eröffnung eines Girokontos für dein Kind. Wir haben das Girokonto z.B. bei unserer Hausbank eröffnet. Hierfür war ein Termin bei der Bank erforderlich. Für Kinder ist das in der Regel kostenlos und der Vorteil ist, dass du schnell und einfach z.B. Geldgeschenke von Oma und Opa zu Geburtstagen oder Weihnachten auf das Konto einzahlen kannst.
Damit du am Aktienmarkt für den Kind investieren kannst, benötigst du ein Wertpapierdepot. Als erstes solltet ihr euch als Eltern die Frage stellen, ob ihr das Depot auf den Namen eures Kindes oder auf euren Namen ein Depot einrichtet auf dem die Investitionen zukünftig laufen sollen. Folgende Vor- und Nachteile solltet ihr hierbei abwägen:
Das Depot läuft auf den Namen deines Kindes
Das Depot läuft auf den Namen der Eltern
Wertpapierdepot eröffnen
Habt ihr eine Entscheidung getroffen ob ihr das Depot auf euren Namen oder den eures Kindes eröffnen wollt, geht es jetzt in die konkrete Umsetzung.
Das Depot läuft über euch
Läuft das Depot über euch als Eltern, ist die Sache relativ einfach. Wahrscheinlich habt ihr bereits ein Depot und euch ist der Prozess vertraut. Ihr könnt dann z.B. ein Unterdepot einrichten auf dem ihr für euer Kind investiert.
Falls ihr ein neues Depot eröffnen möchtet, empfehle ich euch in jedem Fall vorher zu recherchieren welche Anbieter die günstigsten Konditionen anbieten. Aktuell ist meine Erfahrung, dass die Neobroker insbesondere für Sparpläne die besten Konditionen anbieten.
Das Depot läuft über dein Kind
Möchtet ihr für euer Kind ein Depot einrichten, solltet ihr ebenfalls recherchieren, wo es die günstigsten Konditionen gibt. Bei Neobrokern z.B. besteht aktuell noch nicht die Möglichkeit ein Juniordepot einzurichten. Ich habe z.B. das Depot für meinen Sohn bei der gleichen Bank eröffnet, auf der auch eines meiner Depots läuft. Über die App und meinen Onlinezugriff, sehe ich somit gleich auf einen Blick das Depot meines Sohnes und muss mich nicht extra dafür bei einem anderen Broker einloggen. Wichtig sollte aber sein, dass das Depot kostenlos geführt wird. Auch die Gebühren für Sparplanausführungen solltet ihr euch ansehen.
Habt ihr euch für einen Anbieter entschieden, könnt ihr in der Regel online ein entsprechendes Formular ausfüllen. Neben den Angaben des Kindes inklusive der Steueridentifikationsnummer sind auch die entsprechenden Daten beider Elternteile nötig. Zusätzlich müsst ihr angeben, welche Kenntnisse ihr bereits im Wertpapierhandel besitzt und wie viele Transaktionen ihr in den letzten 3 Jahren durchgeführt habt. Bei dem Depot meines Sohnes war es z.B. möglich direkt auf dem Formular auch gleich einen Wertpapiersparplan einzurichten. Als Referenzkonto für die Abbuchungen und Überweisungen haben wir das Girokonto unseres Sohnes angegeben.
Folgende Unterlagen wurden bei unserer Bank mit dem von beiden Elternteilen unterschriebenen Antrag verlangt:
• Geburtsurkunde des Kindes (Kopie), ab 16 Jahren zusätzliche Kopie des Personalausweises
• Kopie der Heiratsurkunde
• Ggf. Namensänderungsurkunde
• Ggf. eine Kopie des Sorgerechtsbeschlusses bzw. Negativattestes bei alleinigem Sorgerecht eines Elternteils
• Ggf. eine Kopie des Sorgerechtsbeschlusses über das gemeinsame Sorgerecht bei nicht verheirateten Eltern
Mit dem Versand der Unterlagen wurde gleichzeitig das Post-ident-Verfahren bei meinem Mann und mir durchgeführt. Es ist also schon etwas aufwendiger ein Juniordepot zu eröffnen als ein Depot auf den eigenen Namen.
Welche Investitionsmöglichkeiten gibt es?
Bei der Geldanlage für deine Kinder gilt es in erster Linie langfristig zu denken. Idealerweise laufen die Investitionen länger als zehn Jahre. Wichtig dabei ist auch, dass die Investitionen automatisch erfolgen und ihr somit am Ball bleibt. Auch solltet ihr nicht permanent mit Börsenkursen beschäftigt sein sondern eine passive Strategie verfolgen, bei der ihr euch einmal Gedanken macht, wie ihr Geld für eure Kinder investieren wollt und dann einmal im Jahr ggfs. ein Rebalancing durchführt. Bei sehr langfristigen Anlagen, haben sich in der Vergangenheit Investitionen in Aktien als höchste Renditebringer bewährt. Wichtig ist es allerdings hierbei ein paar Dinge zu beachten:
Keine Investition in Einzelaktien
Einzelaktien brauchen ein hohes Maß an zeitlichem Engagement. Auch haben wissenschaftliche Erkenntnisse gezeigt, dass es langfristig nicht möglich ist, den Markt zu schlagen. Bei Einzelaktien habt ihr zudem ein viel zu hohes Risiko. Die Aktie kann z.B. einen hohen Kursverlust erleiden. Natürlich ist das auch für den gesamten Markt möglich, wie es zuletzt während Corona als auch durch die hohe Inflation und den Krieg in der Ukraine der Fall war. Langfristig gab es historisch aber immer steigende Märkte. In einem Bärenmarkt heißt es daher durchhalten und starke Nerven behalten. Bei Einzelunternehmen ist das dagegen nicht der Fall. Verschläft das Unternehmen einen Trend und Innovationen, begeht das Management andere strategische Fehler oder verliert eine Branche aufgrund bestimmter Ereignisse an Bedeutung, könnt ihr den Verlust über die Zeit nicht wieder wett machen. Ein noch relativ aktuelles und sehr bekanntes Beispiel ist der Fall von Wirecard.
Diversifikation
Wie im letzten Abschnitt schon hingeführt, lautet also das Zauberwort „Diversifikation“. Über Investments in zahlreiche Unternehmen streut ihr das Risiko. Geht es einem Unternehmen schlecht, habt ihr noch viele weitere Unternehmen in eurem Portfolio die das ausgleichen.
ETFs
Am Einfachsten erreicht ihr diese Diversifikation über das passive Investieren mittels ETFs. Zu ETFs und der Auswahl von ETFs findest du einen eigenen Beitrag. Bewährt haben sich weltweit diversifizierte ETFs wie z.B. der MSCI World oder der MSCI All Country World. Beim MSCI World solltest du noch wissen, dass ca. 70% der darin enthaltenen Unternehmen US-amerikanisch sind. Wenn du also noch weiter streuen möchtest, wäre der MSCI All Country World besser geeignet oder du wählst zusätzlich zum MSCI World noch einen ETF auf Schwellenländer oder z.B. Europa. Als Gewichtung hört man oft die Verteilung 70% MSCI World, 30% Schwellenländer oder Europa. Das musst du aber natürlich für dich selbst noch einmal überlegen und abwägen. Auch hierzu findest du in dem Beitrag über ETFs noch weitere Informationen. Beachte bei der Auswahl die Kosten (TER) und natürlich auch weitere Aspekte die vielleicht für dich wichtig sind, z.B. wie nachhaltig der ETF ist und ob bestimmte Branchen ausgeschlossen werden. Zum Thema Nachhaltigkeit findest du in diesem Beitrag weitere Informationen.
Thesaurierend oder ausschüttend
Ebenfalls zu überlegen ist, ob der ETF Dividenden ausschüttet oder automatisch reinvestiert (thesauriert). Zur Beantwortung dieser Frage hilft meist ob das Depot über dich oder über dein Kind läuft. Wird das Geld direkt auf den Namen deines Kindes investiert, hat es einen eigenen Freibetrag (aktuell 1.000 Euro im Jahr). Hier macht es also durchaus Sinn, einen ausschüttenden ETF zu wählen und die Erträge zu reinvestieren. Bei thesaurierenden ETFs findet automatisch eine Vorabbesteuerung statt. Hier wird der Freibetrag also nicht genutzt. Allerdings sparst du dir Transaktionskosten für das Reinvestieren.
Läuft das Depot sowieso auf deinen Namen, nutzt du deinen Freibetrag für dein eigenes Depot und deine Kapitalerträge. Hier kann es also sinnvoller sein, den ETF gleich als thesaurierend auszuwählen.
Im Internet findest du einige Anbieter, über die du ETFs nach verschiedenen Kriterien filtern kannst. Ich selber nutze die Seite justETF (unbezahlte Werbung) und bin damit sehr zufrieden.
Sparplan einrichten
Hast du dich nun für einen oder mehrere ETFs entschieden, kannst du einen Sparplan für dein Kind einrichten. Logge dich hierzu in das Depot deines Kindes ein.
Im Menü findest du den Begriff „Geldanlage“ unter dem sich „Wertpapiersparplan“ verbirgt. Bei meinem anderen Broker ist die Auswahl „Sparpläne“ direkt auf der Startseite in meiner persönlichen Finanzübersicht anklickbar. Du kannst nun einen Sparplan einrichten und wirst durch eine selbsterklärende Maske geführt. Du benötigst die WKN oder ISIN des ETFs, den Betrag, das Intervall (also z.B. monatlich, quartalsweise, etc) und wann der Sparplan ausgeführt werden soll (1. des Monats, Mitte des Monats, etc). Dann wählst du noch das Konto aus, von dem die Beträge entnommen werden. Je nach gewähltem TAN-Verfahren bestätigst du den Sparplan und schon hast du einen wichtigen Schritt für den Vermögensaufbau deines Kindes gemacht.
Ich hoffe der Beitrag hilft dir weiter. Schreib mir gerne zu Deinen Erfahrungen und ob und wenn ja wie du Geld für dein Kind bzw. deine Kinder investierst.
Bitte beachte auch meinen Haftungsausschluss. Dies ist keine Anlageempfehlung sondern dient lediglich deiner Information.
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POSTED ON
30. April 2023
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