Seit einigen Monaten ist die Inflation so hoch wie schon seit Jahren nicht mehr. Das Leben ist deutlich teurer geworden. Wir merken es besonders an steigenden Benzin- und Energiepreisen. Im April diesen Jahres lag die Inflationsrate bei +7,4% (Quelle: statistisches Bundesamt). So hoch wie seit 40 Jahren nicht mehr. Diese drastische Erhöhung steht in starkem Kontrast zu den letzten zwanzig Jahren. In den Jahren 2000 – 2020 lag die Inflationsrate zwischen +0,31% und einem Maximalwert in Höhe von +2,63% im Jahr 2008. Dies war im Jahr der Weltwirtschaftskrise, ausgelöst durch das Platzen der Immobilienblase in den USA. Das Jahr 2021 war mit einer Inflationsrate in Deutschland von +3,14% schon vergleichsweise hoch, doch dieses Jahr rechnet die Europäische Zentralbank (EZB) mit einer Inflationsrate für den Euroraum in Höhe von +5,1%.
Wir wollen uns im Folgenden genauer mit der Inflation beschäftigen. Was versteht man konkret unter Inflation, wie entsteht Inflation, welche Auswirkungen ergeben sich dadurch und welche Gegenmaßnahmen gibt es?
Was bedeutet Inflation und wie entsteht sie?
Was versteht man unter Inflation?
In einer Marktwirtschaft kommt es immer wieder vor, dass Preise steigen. Ist dies sowohl bei Produkten als auch Dienstleistungen der Fall (und nicht nur bei vereinzelten Produkten), spricht man von Inflation. Für 1 Euro kann man sich dann weniger kaufen. Bei einigen Gütern fallen höhere Kosten stärker ins Gewicht als dies bei anderen Gütern der Fall ist. Aktuell steigen die Energiepreise sehr stark. Diese machen einen hohen Anteil der Fixkosten der Haushalte aus, beeinflussen aber auch immens die Industrie. Somit steigen auch die Preise von anderen Produkten aufgrund der höheren Herstellungskosten. Die Inflation steigt und die Währung wird weniger wert.
Was sind die Ursachen für Inflation?
Ausgelöst durch die Corona-Pandemie war die Nachfrage nach Rohöl im Jahr 2020 deutlich geringer und die Preise gingen zurück. Die Inflationsrate lag gerade mal bei 0,51%. Bedingt durch die Corona-Lockerungen kam es zu einer verstärkten Nachfrage. Aufgesparter Konsum wurde nachgeholt und die Produktion in der Chemie-, Stahl- und Automobilbranche wurde gesteigert. Dem gegenüber stehen niedrige Lagerbestände. Eine hohe Nachfrage trifft auf ein niedriges Angebot. Dies wiederum führt zu steigenden Preisen und treibt die Inflation. Zunächst ging man hierbei von einer vorübergehenden Situation aus, die sich nach Hochfahren der Wirtschaft durch die Corona-Lockerungen wieder normalisieren sollte. Der Urkraine-Krieg hat jetzt allerdings alles verändert.
Kommen wir nun der Reihe nach zu den möglichen Ursachen für Inflation
Knappes Angebot
Ist ein Rohstoff oder ein Gut nur in knapper Menge vorhanden, steigt das Angebot. Insbesondere bei Rohstoffen wie Rohöl und Gas ist Deutschland von anderen Ländern abhängig. Dies zeigt sich aktuell in der Abhängigkeit von russischem Gas. Sind die Handelbeziehungen gehemmt oder Lieferengpässe vorhanden, steigt der Preis. Wir sehen dies aktuell auch auf dem Automarkt. Bedingt durch den Chipmangel können nicht ausreichend Fahrzeuge produziert werden. Allein die Preise für Jahreswägen sind innerhalb von wenigen Monaten um 30% gestiegen.
Gesteigerte Nachfrage
Umgekehrt gilt dasselbe. Wird ein Gut verstärkt nachgefragt und der Nachfrage trotz ausgelasteter Produktion nicht nachgekommen werden kann, steigen auch hier die Preise.
Erhöhung der Geldmenge
Hier steuert die Zentralbank bewusst die Inflation. Mit dem Ziel die Wirtschaft zu steigern, kann die Zentralbank die Geldmenge erhöhen. Dadurch kann mehr Geld ausgegeben und investiert werden. Dies erhöhte die Nachfrage. Wenn die Geldmenge so schnell steigt, dass die Nachfrage das Angebot übersteigt, führt dies ebenfalls zu einem Preisanstieg und somit zu Inflation.
Höhere Produktionskosten
Steigen die Produktionskosten, wie zum Beispiel Löhne oder Rohstoffpreise müssen die Unternehmen – um nach wie vor Gewinn zu erwirtschaften – die Preise erhöhen. Dadurch steigt ebenfalls die Inflation.
Welche Auswirkungen ergeben sich durch eine lang andauernde Inflation?
Wenn die Preise steigen wird gespart. Haushalte konsumieren weniger, insbesondere wenn die Löhne nicht oder nicht so schnell angehoben werden. Unternehmen wiederum verschieben kostspielige Investitionen. Als Folge schrumpft die Wirtschaft. Wenn die Nachfrage stark sinkt, müssen Unternehmen zum Teil Preise erhöhen um nach wie vor gewinnbringend zu produzieren. Einige Anlageformen, z.B. Anleihen, Tagesgeld und Bargeldreserven verlieren aufgrund eines negativen Realzinses an Attraktivität und das Geld an Wert. Eine weitere Folge ist die Lohn-Preis-Spirale. Wenn die Preise steigen, wie Mieten, Lebenshaltungskosten, usw. fordern die Arbeitnehmer mehr Geld. Aufgrund höherer Lohnkosten müssen Unternehmen ihre Preise weiter erhöhen. Daraufhin steigen auch wieder die Löhne und die Inflation steigt immer weiter.
Wie bekämpft man Inflation?
Anleihenkäufe stoppen
Um die Inflation zu bekämpfen, hat die Zentralbank verschiedene Möglichkeiten. Zum einen kann sie Anleihenkäufe stoppen. Dadurch steigen die Zinsen für Anleihen und deren Rendite erhöht sich. Mit massiven Anleihenkäufen werden Staaten durch das Anwerfen der Notenpresse finanziert und das Wirtschaftswachstum wird durch niedrige Kreditzinsen gefördert. Die hohe Geldmenge durch die vielen Anleihenkäufe befeuert die Inflation. Durch den Stopp der Anleihenkäufe möchte man dies verhindern.
Reduzierung der Geldmenge
Eine weitere Maßnahme ist folglich auch die Reduzierung der Geldmenge. Die Zentralbank kann die Geldmenge durch das Drucken von Geld beeinflussen. Um die Inflation zu stoppen, ist es daher erforderlich das Drucken von Geld zu reduzieren.
Erhöhung des Leitzinssatzes
Die dritte Möglichkeit ist die Erhöhung des Leitzinssatzes. Durch die Erhöhung des Zinssatzes, wird die Nachfrage nach Kredit reduziert. Unternehmen verschieben Investitionen, es gibt weniger Privatpersonen, die sich eine Immobilie leisten können, Anschlussfinanzierungen werden teurer, Insolvenzen sind womöglich die Folge, usw. All dies führt zu einer verringerten Nachfrage und damit zu fallenden Preisen.
Fazit
All diese Maßnahmen haben das Ziel die Währung zu stabilisieren – kommen aber mit erheblichen Nebenwirkungen einher. Wird die Wirtschaft gedrosselt, kommt es zu einer Rezession und die Arbeitslosenzahlen steigen. Auch ist der Staat mit einer hohen Verschuldung besonders hart von steigenden Zinsen betroffen und profitiert in der Regel von einer hohen Inflation. Die hohe Verschuldung war auch der Auslöser der Hyperinflation 1923 in Deutschland.
Die Kunst ist daher die Maßnahmen sowohl vom Timing als auch von der Intensität und der Kombination her richtig dosiert einzusetzen, um das Pendel weder in die eine noch in die andere Richtung zu sehr ausschlagen zu lassen.
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POSTED ON
11. Mai 2022
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