Es hört sich schon sehr verlockend an. Passives Einkommen durch Dividenden. Jährlich oder auch quartalsweise schütten einige Unternehmen ihre Gewinnen in Form von Dividenden an die Aktionäre aus. Je nach investiertem Kapital kommt da ein schönes Zusastzeinkommen zusammen.
Aber wie sinnvoll ist es gezielt auf Dividenenaktien zu setzen? Welche Vor- und Nachteile gibt es? Warum schütten nicht alle Unternehmen ihre Gewinne an die Aktionäre aus? Wie sieht das Ganze unter steuerlichen Aspekten aus?
Wir beschäftigen uns in diesem Beitrag mit den Vor- und Nachteilen von Dividenden und beginnen ganz am Anfang. Was versteht man unter Dividenden überhaupt?
Was sind Dividenden?
Sobald du eine Aktie besitzt, bist du automatisch an dem Gewinn- und Verlust des Unternehmens beteiligt. Als Aktionär besitzen wir also ein kleines Stückchen vom Unternehmen. Als Dividende wird nun der Teil des Gewinns bezeichnet, den das Unternehmen an seine Aktionäre ausschüttet um diese somit am Gewinn zu beteiligen. In Deutschland werden Dividenden meistens jährlich nach der Hauptversammlung ausgeschüttet. In den USA ist eine quartalsweise Dividendenzahlung üblich.
Der Unterschied zwischen wachstumsorientieren Aktien und Substanzwerten
Dabei schütten aber längst nicht alle Unternehmen Dividenden an ihre Aktionäre aus. Es wird lediglich der Teil der Gewinne ausgeschüttet, den das Unternehmen nicht anderweitig benötigt. Befindet sich beispielsweise ein Unternehmen noch in der Wachstumsphase (Growth-Aktien), werden die Gewinne reinvestiert um weiteren Wachstum zu ermöglichen. Insbesondere Technologieaktien wie z.B. Google, Apple, Microsoft, etc. schütten daher entweder keine oder nur geringe Dividenden aus. Die Gewinne werden benötigt um u.a. in Forschung und Entwicklung zu investieren, neue Märkte zu erschließen, Geschäftsfelderweiterungen durchzuführen, usw. Die Aktionäre verzichten somit auf eine Dividende und erhoffen sich im Gegenzug deutliche Kurssteigerungen.
Im Gegensatz zu den Growth-Aktien, also den wachstumsorientierten Aktien, gibt es die sogenannten Substanzwerte. Hier schütten Unternehmem regelmäßig hohe Dividenden an ihre Aktionäre aus. Im Gegenzug erwarten diese, dass der Aktienkurs weitestgehend stabil bleibt. Die Unternehmen sind meist aus der Energie-, Versicherungs-, oder Konsumgüterbranche. Auch in der Autobil- und Pharmabranche werden teilweise hohe Dividenden bezahlt.
Wann bekommst du Dividenden?
Voraussetzung, dass du eine Dividende erhältst ist übrigens, dass du am Tag der Hauptversammlung Aktien des entsprechenden Unternehmens besitzt. Übrigens wird der Aktienkurs nach der Ausschüttung der Dividende um genau den Dividendenbetrag gekürzt. Das Unternehmen verliert also entsprechend des ausgeschütteten Gewinns an Wert. Oft wird dieser Effekt aber nicht so deutlich, da Aktien immer noch entsprechend Angebot und Nachfrage gehandelt werden.
Wie werden Dividenden berechnet?
Die Höhe der Dividende wird vom Unternehmen vorgeschlagen und auf der Hauptversammlung genehmigt. Für dich ist zur Aktienauswahl vielmehr die Dividendenrendite interessant. Diese berechnet sich wie folgt:
Dividendenrendite = Dividende / Aktienkurs*100
Im Jahr 201 haben DAX-Unternehmen insgesamt ca. 34,3 Milliarden Euro an die Aktionäre ausgeschüttet. In diesem Jahr schütteten die DAX-Unternehmen sogar fast 51 Milliarden Euro an ihre Anteilseigner aus. Das entspricht einen Plus von 47% gegenüber dem Vorjahr. Spitzenreiter war Mercedes-Benz mit 5,35 Milliarden Euro an Dividendensumme. Das entspricht etwa 10,6 Prozent des gesamten DAX-Ausschüttungsvolumens 2022 (Quelle: Dividendenzahlungen der DAX-Unternehmen bis 2022. www.statista.com). Durch die allgemeinen Kursrückgänge in diesem Jahr, bei noch relativ hoch gebliebenen Gewinnprognosen ist die Dividendenrendite gestiegen. Ca. 4-5% Dividenenrendite sind durchaus möglich – bei einigen DAX-Unternehmen fällt die Rendite in diesem Jahr sogar noch deutlich höher aus. Bei einer allzu hohen Dividendenrendite ist aber immer auch Vorsicht geboten und kritisch zu hinterfragen warum der Kurs so stark gefallen ist und woraus die Dividenden bezahlt werden. Werden die Beträge aus der Unternehmenssubstanz entnommen, besser die Finger davon lassen!
Dividenden und Steuern
Dividenden, also die Gewinnausschüttungen, zählen zu den Kapitalerträgen. Du musst die Dividenden also versteuern. Das passiert zum Glück bereits automatisch. Deine Bank behält nach Ausschöpfung deines Freibetrages die Kapitalertragssteuer in Höhe von 25% zzgl. Solidaritätszuschlag ein. Wichtig für dich ist, dass du bei deinem Broker einen Freistellungsauftrag platziert hast. Du kannst deinen Freibetrag in Höhe von 801 Euro übrigens auch auf mehrere Depots aufteilen. Insgesamt darf der Freibetrag aber die Höchstgrenze von aktuell noch 801 Euro nicht überschreiten. Bei zusammenveranlagten Paaren ist der Freibetrag entsprechend 1602 Euro. Ab 2023 wird der Freibetrag nach etlichen Jahren auf 1.000 Euro bzw. 2.000 Euro erhöht. Bis zum jeweils gültigen Freibetrag erhältst du somit Dividendenzahlungen sowie z.B. auch Gewinne aus Aktienverkäufen steuerfrei. Ist der Betrag allerdings ausgeschöpft, wird jede weitere Ausschüttung versteuert. Befindest du dich aktuell noch der Vermögensaufbauphase ist es in der Regel nicht sinnvoll über den Freibetrag hinaus Dividenden zu erzielen. Auf der einen Seite investierst du monatlich Geld, auf der anderen Seite erhältst du Geld zurück, dass du mit 25% zzgl. Solidaritätszuschlag versteuerst! Bedenke auch, dass du bei einer Reinvestition der Dividenen erneut Transaktionsgebühren bezahlen musst. Besonders in der Vermögensaufbauphase sind daher über den Freibetrag hinaus thesaurierende Produkte oft die sinnvollere Wahl.
Sachdividenden
Neben der klassischen Gelddividende gibt es (wenige) Unternehmen, die auch Sachdividenden ausschütten. Insbesondere in der Schweiz sind Sachdividenden üblich. Das wohl bekannteste Beispiel ist der legendäre Lindt-Schokoladenkoffer. Besitzt du eine Lindt-Aktie und bist im Schweizer Aktienregister namentlich als Aktionär eingetragen, erhältst du auf der jährlichen Hauptversammlung den begehrten Koffer. Kleiner Haken, bei Lindt-Aktien wurde noch kein Aktiensplit durchgeführt, d.h. eine Aktie kostet ca. 100.000 Euro. Bekannt für Sachdividenden sind z.B. auch die Swatch-Group und Calida. Seit diesem Jahr bin ich Calida-Aktionärin und bin schon gespannt auf den Pyjama, den ich nächstes Jahr erhalten werde. Voraussetzung ist auch hier, dass du den Aktienkauf als Auslandsorder tätigst und im Schweizer Aktienregister registriert bist.
Wie sinnvoll sind nun Dividendenaktien?
Nach Betrachtung der steuerlichen Aspekte überlegst du nun vielleicht ob eine Dividendenstrategie für dich überhaupt sinnvoll ist. Bis zum steuerlichen Freibetrag (aktuell noch in Höhe von 801 EUR) sind Kapitalerträge steuerfrei und daher wären z.B. ein ausschüttender ETF oder Dividendenaktien durchaus zu überlegen. Nach Ausschöpfung des Freibetrags ist aus steuerlicher Sicht ein weiterer Vermögensaufbau über z.B. thesaurierende ETFs oder ggfs. Einzelaktien die keine Dividende ausschütten sinnvoller. Auch greift der Zinseszinseffekt natürlich viel stärker, wenn die Erträge automatisch reinvestiert werden. Viele motiviert es aber zu sehen, wie das Geld für einen arbeitet und freuen sich über die Dividendenausschüttungen. Sollte das also für dich so motivierend sein, dass du – Steuer hin oder her – durch Dividenden eher zum Investieren motiviert wirst, kannst du die Dividendenstrategie durchaus für dich in Beatracht ziehen. Letztendlich ist es eine individuelle Entscheidung bei der du aber die jeweiligen – hier auch vorgestellten – Vor- und Nachteile kennen solltest.
Fazit
Kommen wir zurück zur Eingangsfrage. Wirst du jetzt also reich durch Dividenden? Für ein wirklich hohes Zusatzeinkommen benötigst du – wie du dir vielleicht schon ausgerechnet hast – eine sehr hohes Investment. Besitzt du beispielsweise Aktien eines Unternehmens mit einer Dividendenrendite von 4% und möchtest durchschnittlich ein monatliches Zusatzeinkommen in Höhe von 1.000 Euro, benötigst du insgesamt Aktien des Unternehmens (oder eines Dividenden-ETFs) in Höhe von
Investment = (1.000 * 12) / 0,04 = 300.000 Euro
Das ist schon eine enorme Summe, die du investiert haben musst, um monatlich 1.000 Euro Dividende zu erhalten. Die steuerlichen Aspekte sind hierbei noch gar nicht berücksichtigt. Nach deinem Freibetrag in Höhe von 801 Euro, werden sämtliche weiteren Kapitalerträge mit 25% zzgl. Solidaritätszuschlag versteuert!
Reich werden mit Dividenden ist daher also eher schwierig. Du musst schon vorher einiges an Vermögen aufgebaut haben um einen nennenswerten monatlichen Ertrag zu erhalten. Auch wie oben beschrieben sind während der Ansparphase Dividenden eher kritisch zu sehen. Ich verstehe aber auch den psychologischen Effekt und dass es durchaus motivierend ist, zu sehen, wie das Geld für einen arbeitet und monatliches Zusatzeinkommen generiert.
HINWEIS: Bitte beachte, dass es sich hierbei um keine Anlageempfehlung handelt sondern der Beitrag lediglich zu Informationszwecken geschrieben wurde.
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8. November 2022
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